Bitte nicht denken, dass wir nun die Todesstrafe eingeführt haben. Nein, zwei aus unserer Gartengruppe haben drei unserer vier Nistkästen aufgehängt:
Unsere Kästen sind geeignet für Meisenarten, den Spatz und den Kleiber. Den haben wir auf dem Grundstück schon mehrfach gesehen. Er ist übrigens der einzige Vogel in Deutschland der den Stamm mit Kopf nach unten einfach runterläuft!
Dazu bekam die Stammscheibe der guten alten Birke einen Ehrenplatz drinnen:
So hat sich wenigstens ETWAS mal wieder drinnen getan.
Nicht, dass jemand meint, uns gäbe es nicht mehr. Wir sind jetzt zwar auch eingeschneit und Gruppenaktivitäten sind leider, leider, leider weiterhin tabu, aber meist kann man dennoch etwas (draußen) tun:
im Garten werkeln (Wir haben in Eigeninitiative mit Motorsäge die Birke gesägt – man lernt nie aus -, ein Vogelhaus repariert und aufgestellt, haben vier Nistkästen gebaut, für die jetzt nur noch passende Bäume gefunden werden müssen.)
Lebensmittel retten und aufteilen,
zu zweit z.B. auf den Elbwiesen eine Müllaufsammelwanderung machen (die natürlich weniger im Schnee).
Gartenimpressionen vom 16. Januar 2021.
Wenn wir uns dann online darüber austauschen, wird es fast doch noch ne Gruppenaktivität.
Der Garten, den wir pflegen, ist denkmalgeschützt – also nicht nur die Villa, in der wir unsere zwei Räume haben. Deshalb haben wir eine Genehmigung gebraucht, um die Birke, auch wenn sie schon tot war, fällen zu dürfen.
Als Auflage wurde uns gemacht, dass wir die Jahresringe anschließend zählen. Zweck der Sache: Das Denkmalamt wollte wissen, ob die Birke an genau diesem Ort ein Designerstück war oder vielleicht nur ein Wildwuchs aus DDR-Zeiten, der erst mit der Sanierung, die ihn rahmenden Granitsteine bekam.
Also haben wir uns mal versucht, erst im Sägen mit der Motorsäge, dann im Staunen, dass selbst dieses Holz schon jemand (ein Bockkäfer) kaum gestorben doch schon recht schmackhaft fand:
Dann sollten die Jahreringe gezählt werden. Das klappte nur nicht so recht, weil wir gar nicht so recht wussten, was ist ein echter Jahresring, was tut nur so, wurde also nur irgendwann während des Jahres gebildet. So haben wir Expertenhilfe erhalten. Der schliff als erstes die Scheibe ganz tischlergerecht.
Anschließend fräste er zwei Linien ein, (wovon wir aber nur eine brauchten). Entlang dieser Linie ließ es sich etwas leichter zählen. Am Ende konnte erst uns mitteilen, dass unsere Birke 57 +/- 2 Jahre geworden war. Sie stammte also ungefähr aus dem Jahr, in dem Margot Honecker, Ehefrau von Erich Honecker, Ministerin für Volksbildung der DDR wurde.
Unsere Birke war also ganz klar ein DDR-Kind. Angeblich haben zu diesem Zeitpunkt im Haus fünf Familien gewohnt. Angeblich stritten sie sich so sehr, dass das die ersten Aufzeichnungen im Stadtarchiv Dresden sind. Die Bauakten sind wohl im Krieg verloren. Wir nehmen an, dass damals niemand den Garten designt hat. Unsere Birke war also vermutlich ein reiner Wildwuchs.
Jetzt ist nur noch rauszuknobeln, ob wir dennoch wieder eine Birke pflanzen müssen oder ein anderer Baum an ihre Stelle treten kann, der weniger trockenheitsunempfindlich ist.
Etwas verspätet, weil die Fällung nun schon mehr als zwei Wochen her ist, möchte ich Euch einen Eindruck vom Montagvormittag, 16.11.2020, geben:
Bei sonnigem, nicht zu kaltem Herbstwetter trafen zwei Baumsteiger kurz nach 9:00h im Garten der M37 ein. Der eine, Carsten, hatte sogar seinen interessierten Sohn mitgebracht, dessen Schule gerade wegen Corona geschlossen war. Statt Schulbank also praktische Erfahrungen draußen.
Nach einer kurzen Besprechung ging alles sehr schnell:
Weil die Birke ja tot war, konnte Chris, mit „Spikes“ klettern. Die hinterlassen richtig böse Wunden in der Rinde, so dass man das bei einem lebenden Baum nie machen würde. Hier war das aber einfach und mit Hilfe dieser Kletterspikes zu stehen, war wohl auch recht bequem, s. Bild 3: Da steht Chris völlig entspannt in sehr luftiger Höhe am Stamm! Natürlich aber gesichert.
Ast für Ast sägte er von unten kommend einen nach dem anderen Ast ab und kletterte dabei immer höher.
Richtig große Äste flogen mal links mal rechts hinunter. Mit jeweils kleinen Handschlenkern schubste Chris sie so, dass die riesigen Rhododendren unten fast nicht zu Schaden kamen. Ich glaube, wir haben nur 4 Blütenknospen für nächstes Jahr eingebüßt.
Beim Bild, auf dem die Spitze fällt, sieht man noch die ursprüngliche Baumspitze, die schon längst vertrocknet war, als wir den Garten übernahmen. Zu dieser Zeit ahnten wir jedoch noch nicht, wie schnell der komplette Baum einging. Aller Voraussicht nach ist die Birke wirklich nur vertrocknet, denn der Baumstumpf zeigte noch kleinerlei Pilzbefall.
Nur noch der kahle Stamm stand
Da kam Chris wieder zu uns „Bodenpersonal“ und wir machten gemeinsam etwas Ordnung, bevor der Stamm fallen würde und Äste unter sich begraben würde.
Chris sägte fachgerecht die Basis an, auf dass er in die richtige, vorher ausgesuchte Richtung zu fallen käm.
Dann kam der letzte Schritt. Wenn Du die einzelnen Bilder anklickst, kannst Du das Richtungsseil sehen. Und langsam, dann immer schneller fällt unsere gute alte Birke!
Die ganze Aktion hat gerade mal zwei Stunden gedauert. Das Wachsen der Birke jedoch Jahrzehnte. Wie lange genau? Das bekommen wir gerade raus (Jahresringe zählen) und werden es hier noch melden. Wir sollen es dem Denkmalamt melden. Denn denen ist wichtig, ob es mal ein mit Absicht gepflanztes Gartenelement war oder eher ein Wildwuchs, um den herum bei der Sanierung nur Granitsteine nachträglich zum Einbeziehen gesetzt wurden. Mal sehen, wir sind gespannt.