Der Garten, den wir pflegen, ist denkmalgeschützt – also nicht nur die Villa, in der wir unsere zwei Räume haben. Deshalb haben wir eine Genehmigung gebraucht, um die Birke, auch wenn sie schon tot war, fällen zu dürfen.
Als Auflage wurde uns gemacht, dass wir die Jahresringe anschließend zählen. Zweck der Sache: Das Denkmalamt wollte wissen, ob die Birke an genau diesem Ort ein Designerstück war oder vielleicht nur ein Wildwuchs aus DDR-Zeiten, der erst mit der Sanierung, die ihn rahmenden Granitsteine bekam.
Also haben wir uns mal versucht, erst im Sägen mit der Motorsäge, dann im Staunen, dass selbst dieses Holz schon jemand (ein Bockkäfer) kaum gestorben doch schon recht schmackhaft fand:
Dann sollten die Jahreringe gezählt werden. Das klappte nur nicht so recht, weil wir gar nicht so recht wussten, was ist ein echter Jahresring, was tut nur so, wurde also nur irgendwann während des Jahres gebildet. So haben wir Expertenhilfe erhalten. Der schliff als erstes die Scheibe ganz tischlergerecht.
Anschließend fräste er zwei Linien ein, (wovon wir aber nur eine brauchten). Entlang dieser Linie ließ es sich etwas leichter zählen. Am Ende konnte erst uns mitteilen, dass unsere Birke 57 +/- 2 Jahre geworden war. Sie stammte also ungefähr aus dem Jahr, in dem Margot Honecker, Ehefrau von Erich Honecker, Ministerin für Volksbildung der DDR wurde.
Unsere Birke war also ganz klar ein DDR-Kind. Angeblich haben zu diesem Zeitpunkt im Haus fünf Familien gewohnt. Angeblich stritten sie sich so sehr, dass das die ersten Aufzeichnungen im Stadtarchiv Dresden sind. Die Bauakten sind wohl im Krieg verloren. Wir nehmen an, dass damals niemand den Garten designt hat. Unsere Birke war also vermutlich ein reiner Wildwuchs.
Jetzt ist nur noch rauszuknobeln, ob wir dennoch wieder eine Birke pflanzen müssen oder ein anderer Baum an ihre Stelle treten kann, der weniger trockenheitsunempfindlich ist.