Und auf einmal wird wieder viel mehr gesiezt…

Ist euch das auch aufgefallen: Bis letztes Jahr sind immer mehr Medien umstiegen, uns mit „Du“ anzusprechen, bzw. meist anzuschreiben. Auch in meinem privaten Umfeld wurde es immer häufiger, das ich von wildfremden Leuten sofort mit „Du“ angesprochen wurde.

Am Wochenende fiel mir nun auf, dass seit dem Krieg in der Ukraine oder vielleicht auch durch die Nachwirkungen von Corona allmählich ein Sinneswandel vor sich geht: Ich werde auf einmal wieder viel mehr gesiezt. Ihr auch? (Schreibt gern Eure Erfahrungen als Kommentar.)

Die einzelnen Gesellschaftsmitglieder scheinen auf Abstand zueinander zu gehen. Einerseits war mir als nicht mehr super junge Generation das viele „Du“ tatsächlich etwas viel. Jetzt macht mir ein „Auf Abstand gehen“ aber auch Sorge: Was passiert hier gerade mit uns? Wollen wir diesen Abstand? Dividieren wir uns gerade selbst auseinander?

GFK nun also dauerhaft: 14täglich dienstags 19:15 – 20:45h

Am ersten Abend waren wir zu dritt, am 25. Oktober schon zu acht. Das ist ein super Ansporn weiterzumachen. DANKE allen die da waren Wir behalten also Wochentag und Uhrzeit (passend zum 86ger Bus) bei und treffen uns ab sofort jede zweite Woche dienstagabends. Die genauen Termine findest du im Website-Kalender.

An jedem dieser Abende hören wir ein wenig Theorie und üben viel. Wir begreifen uns alle – ich schließe mich ausdrücklich ein – als Lernende und Übende. Wichtig ist unsere Offenheit. Meist entsteht eine besondere Atmospäre; dann ist Verletzlichkeit auf einmal kein Problem (für einen selbst oder die Zuhörer) mehr, sondern unser Mut wird belohnt durch stärker Werden (für die Zukunft) und Heilen (von alten Wunden).

Gewaltfreie Kommunikation* nach Rosenberg ist eine Haltung, ein Lebenskonzept, also weit mehr als ein Kommunikationsmodell, um Konflikte zu bearbeiten. Im Laufe der Zeit wird dir viel bewusster, worauf du eigentlich hinaus willst. Und du übst, es so „an den Mann zu bringen“ (oder die Frau), dass die Wahrscheinlichkeit, dass du dein Bedürfnis erfüllt bekommst, deutlich zunimmt. Das geht ohne die Anderen zu übergehen. Genau das, dass unsere eigenen Wünsche erfüllt werden und gleichzeitig die Anderen nicht zu kurz kommen, wünschen wir uns doch alle.

Dienstags alle 14 Tage gehen wir es an! Wir wollen gemeinsam wachsen. Kommst du auch?

Empfohlener Unkostenbeitrag: 6 Euro, damit wir es auch warm haben.

  • Mit dem Namen „gewaltfrei“ möchte niemand ausdrücken, dass du bisher Gewalt angewendet hast. Fühle dich also bitte nicht angegriffen. Das passiert leider leicht und schreckt dadurch ab. Rosenberg hatte verschiedene Landessprachen analysiert und festgestellt, dass die nach seinem Maßstab gemessene Gewalt in der jeweiligen Landessprache grob korrelierte mit tatsächlichen Gewalttaten im Land. Das bestärkte ihn nach Wegen zu suchen, durch Sprache Gewalt vermindern zu wollen. GFK begreift sich als solch ein Weg.

Ökologische Nachhaltigkeit, OK – aber was ist soziale Nachhaltigkeit?

Vor einiger Zeit habe ich im Konzept die Begriffe „ökologische Nachhaltigkeit“ und „soziale Nachhaltigkeit“ ergänzt. Deshalb hier ein paar Gedanken dazu:

Ein wichtiger Stein im Mosaik der ökologischen Nachhaltigkeit ist, vom „muss ich sowieso bald tauschen/erneuern“ zum „geht noch ne Weile“ zu kommen.

Ein wichtiger Stein in der sozialen Nachhaltigkeit ist es, bei aufkommenden unguten Gefühlen zu versuchen, sie zu klären – in mir selbst und im Gespräch mit dem Gegenüber. Dazu gibt es in diesem Beitrag ein paar ausführlichere Informationen:

Soziale Nachhaltigkeit im Dorfgemeinschaftshaus

Nicht nur in finanzieller Hinsicht versuchen wir im Dorfgemeinschaftshaus niemanden auszuschließen. Auch bei Unstimmigkeiten. Denn wir betrachten die Erde und soziales Miteinander als Lebensgrundlagen. Entsprechend ist uns beides super wichtig.

Bei Unstimmigkeiten gehen wir erst einmal von Missverständnissen aus, anstatt Böses zu vermuten. Und wir sind bereit, diese vermuteten Missverständnisse zu klären, anstatt gleich die Kommunikation abzubrechen und auseinanderzurennen. Die folgenden Bausteine helfen dabei:

  • Wir sind uns alle bewusst, dass wir persönliche Grenzen haben. Die dürfen wir auch haben. Uns ist jedoch klar, dass die Anderen diese nicht kennen (können) und auch eigene Grenzen haben.
  • Wir sehen es als unsere persönliche Aufgabe an, unsere eigenen Grenzen zu kennen und sie auszusprechen, nicht als Aufgabe des Gegenübers sie zu erraten.
  • Zum Teil sind unsere Grenzen oder die der Anderen durch Traumata bedingt, also so leicht auch nicht aus dem Weg zu räumen und „bei Berührung gefährlich“.
  • Auch gibt es Grenzen bei Themen, wo wir einfach unterschiedlich sind. Und das auch bleiben wollen, eben so sein und akzeptiert werden wollen, wie wir aktuell sind, ohne „Verbesserungsvorschläge“. Ein klares Beispiel dafür ist alles, was mit dem Thema Corona zusammenhängt. Hier denken und handeln wir sehr unterschiedlich – und engagieren uns dennoch gemeinsam.
  • Wenn jemand von uns beim Anderen Grenzen berührt hat, ist kein sofortiges Auseinanderrennen notwendig. Statt dessen können wir -meist mit Hilfe von Gewaltfreier Kommunikation nach Rosenberg- vorsichtig die Grenze finden zwischen dem, was geht, und dem, was bleiben wird. Ob nun deshalb, weil das Trauma es eben nicht zulässt oder weil wir bleiben wollen, wie wir sind, und das bei unserem Gegenüber schlicht eine Grenze überschreitet.

Erst wenn uns diese Grenzen auf beiden Seiten klar sind, entscheiden wir, ob und wie es für uns weitergehen kann. Falls ein Trennen nach dieser Klärung dennoch nötig ist, gehen wir im Frieden auseinander. Das ist früh genug und hinterlässt anstelle bleibender Anspannung Ruhe.

Auf diese Weise können wir meist die Beziehungen unter uns und unsere jeweils gemeinsamen Hobbies erhalten.

Für diese Abfolge Verständnis aufzubringen und den Prozess zu versuchen, sind wir alle bereit.

Falls Du mitmachen möchtest, bist Du herzlich willkommen!